Klamotten nachhaltig verwerten und warum Kleiderspenden nicht immer sinnvoll ist

Die Corona Pandemie zwang viele zu Hause zu bleiben. Unter den unzählig gebackenen Banenbroten – gefühlt hat es jeder zweite gebacken – haben viele die Ausgangsperre genutzt, um mal wieder mehr Ordnung in den eigenen vier Wänden zu schaffen oder den eignen Kleiderschrank zu entrümpeln. Auch ich habe mein Kleiderschrank nach dem Prinzip von Courtney Carver entrümpelt. Er sieht mittlerweile richtig schön minimalistisch, schlank, ordentlich und clean aus. Ein Anblick der mich rundum zufrieden stellt.

Aus dem Blick aus dem Sinn?

Naja nicht so ganz. Ganz unscheinbar und gut verstaut, besitze ich im Schrank immer noch ein paar Klamotten, die wohl nie mehr wieder ihren Platz auf meiner Kleiderstange finden werden. Verpackt in zwei große Kisten, bin ich bereit mich für immer von ihnen zu trennen.

Big Question

Eine große Frage steht aber noch offen: Wohin mit den ganzen aussortierten Klamotten?

Wegwerfen

Wegwerfen sollte keine Option sein. Mittlerweile sollte angekommen sein, dass Klamotten wegwerfen, weder nachhaltig noch ethisch vertretbar ist.

Spenden

Spenden klingt ethischer, aber ist es auch wirklich nachhaltig? Auf diese Frage gehe ich später ein. Ich würde vorerst festhalten, dass Spenden die letzte Option sein sollte. Denn spenden scheint oft die erste Wahl zu sein, immerhin ist es am bequemsten und man kann so ausgemistete Klamotten schnell und einfach los werden.

Alternativen

Das gute ist, dass es neben dem Spenden noch viele andere alternativen gibt, Klamotten nachhaltig zu verwerten. In manchen Fällen kannst du dir sogar etwas dazu verdienen. 

Ich stelle dir vor

In diesem Beitrag stelle ich dir ein paar Möglichkeiten vor, mit denen du deine Klamotten nachhaltig loswerden kannst. Am Ende steht dir natürlich selbst offen, welche Möglichkeiten dich am meisten ansprechen. Jedoch finde ich es lohnenswert verschiedene Optionen auszuprobieren. Denn du wirst merken, dass Geduld sich auszahlt und deine Kreativität dich bereichern kann.

Upcycling: Von alt zu neu

Das Upcycling ist wieder voll im Munde. Hierbei handelt es sich um die Wiederverwendung kaputter und nutzloser Kleidung, in dem man aus einem alten Produkt etwas neues und wertvolleres schafft. Zum Beispiel lässt sich aus einem alten T-Shirt ein neues Top, Kissen oder ein Einkaufsbeutel nähen. Ganz beliebt sind zur Zeit auch selbstgenähte Mundschutzmasken aus alten Baumwollshirts oder Leggins. Für das Upcycling ist natürlich etwas Geduld, Zeit und Kreativität gefragt. Im Netz findet man aber mittlwerweile viele gute Inspirationen und Anleitung. Sollte dir der Aufwand zu hoch sein, kannst du auch einfach eine SchneiderIn in deiner Umgebung aufsuchen und dir etwas neues nähen lassen. 

Klamotten verschenken

Gut erhaltene Klamotten zu verschenken ist nicht nur nachhaltig sondern es fühlt sich auch schön an, einer Person Freude zu machen. Um Kleidung zu verschenken, muss man noch nicht mal weit hinaus gehen. In der eignen Verwandtschaft oder im Freundeskreis lohnt es sich hin und wieder nachzufragen. Auch auf Kleiderkreisel kann man Klamotten zum verschenken anbieten. 

Givebox

Kleidung oder Schuhe die du nicht mehr benötigst, kannst du auch in eine Tausch- oder Geschenkbox (Givebox) reinlegen. Die abgelegten Sachen kannst du vor deiner Haustür oder an einem nahegelegten Ort ablegen und mit deiner Nachbarschaft teilen.

Klamotten verkaufen 

Klamotten verkaufen ist eine sehr lukrative Alternative, weil man für gut erhaltene Stücke etwas dazu verdienen kann. Es gibt nämlich bestimmte Kleidungsstücke, die man nicht mehr trägt aber auch nur schwer hergeben mag. Manchmal sind das Stücke die ziemlich gut erhalten geblieben sind und ziemlich teuer waren. Vielleicht verbindet man auch mit dem Stück schöne Erinnerungen, an die man gerne zurück denkt. In solchen Fällen fällt es mir persönlich einfacher die Stücke an jemanden zu verkaufen, der mittlerweile viel glücklicher damit wäre. Inzwischen gibt es auch vor Ort genügend Ankauf- oder Secondhand Läden, die deine Kleidungsstücke sofort vor Ort gegen Barzahlung annehmen. Den Gewinn kannst du immerhin für etwas neues sparen oder in eine Sache investieren die dir schon lange am Herzen liegt.

Ein paar Online Verkaufsportale:

Kleiderkreisel, Ebay Kleinanzeige, Mädchenelsflohmarkt

 
Klamotten spenden

Bei der Kleiderspende handelt es sich um eine bequeme Möglichkeit Altkleider schnell loszuwerden. Spenden ist zwar nachhaltiger als wegwerfen, aber nicht immer sinnvoll.

In Deutschland werden jährlich c.a 1 Mio. Tonnen Textilien aussortiert. Nur die Hälfte davon, wird in Form von Altkleidern weiterverwendet. Diese übersteigen jedoch den Bedarf wohltätiger Organisationen und Second-Hand Läden. Denn dieser ist schon bei c.a. 10% gedeckt. Die restlichen 40% der wiederverwendbaren Altkleider werden in osteuropäische und überwiegend afrikanische Länder transportiert. Vor allem ist der Transport in Afrika ziemlich umstritten, weil die Märkte mit billigen Klamotten aus Europa überschwemmt und dadurch viele Jobs in der lokalen Textilproduktion zerstört werden. Klamotten spenden ist also etwas komplexer als man denkt und sollte gut bedacht sein.

nachhaltig spenden

Wie kannst du also am besten spenden ? Wenn du deine Klamotten nicht nur schnell loswerden möchtest, sondern auch Wert auf einen guten Zweck legst solltest du folgende Dinge beachten:

Erkenne gute Altkleider-Container

Altkleider Container werden nicht nur von wohltätigen Organisationen aufgestellt. Es gibt Container die von  lokalen Versorgern wie der Abfallwirtschaft oder eben auch von kommerziellen Aufstellern geführt werden. Bei den kommerziellen Aufstellern werden Altkleider nicht gespendet sondern weiterverkauft. Hier wird eher in die eigene Tasche gewirtschaftet. Laut der Verbraucherzentrale sollen Klamotten nur an Altkleider Container, die mit einer Deutschen Adresse und Festnetznummer erreichbar sind, gespendet werden.

Sollten noch weitere Zweifel bestehen, kannst du dich an die Organisation fairWertung.de wenden.

Achte auf richtige Siegel:

Seriöse Sammelstellen, kannst du an folgende Siegel erkennen:

BVSE Qualitätssiegel Textilsammlung

Logo des Dachverbands FairWertung  Container in deiner Nähe kannst du hier aufsuchen.

DZI-Spendensiegel

Lokal Spenden statt Altkleidersammlung:

Du kannst deine Kleidung auf Anfrage und je nach Bedarf auch selber zu Sozialen Einrichtungen bringen. Bei wohindamit.org erhältst du Informationen inwiefern dies in deiner Umgebung Möglich ist. Weitere Sammelställen und Sozialkaufhäuser wären unteranderem die Caritas , die Awo oder der Rote Kreuz. Direkt Abgaben sind auch bei Secondhand Läden wie Oxfam oder Humana Second Hand möglich.


Spenden im Einzelhandel: z.B H&M

Mittlerweile nehmen auch Mode Filialen wie H&M diverse Altkleiderspenden an. Zur Belohnung soll es dann bei H&M 15 % Rabatt auf den nächsten Einkaufen geben. Der Verband FairWertung sieht diese Sammelaktion eher kritisch. Hauptsächlich geht es hier nur um Umsatzsteigerung und Imagepflege. Laut bento geschieht mit Kleiderspenden bei H&M das selbe wie bei – nicht wohltätigen – Containern auf der Straße: Sie werden direkt an gewerbliche Sortierbetriebe weitergegeben. Dort werden Klamotten nach Zustand sortiert und in den meisten Fällen, im Ausland weiterverkauft.

Inwiefern Klamotten tauschen gegen Rabatte, die zum weiteren Kauf fördern, nachhaltig ist – bleibt ebenfalls fraglich.

Meine Meinung

Nach dieser Recherche weiß ich nun ganz genau, wie ich meine Klamotten in Zukunft verwerten werde. Bevor ich meine Klamotten spende, werde ich erstmal abwägen, inwiefern es wirklich notwendig ist. Solange ich keine eile habe, werde ich es wohl in Erwägung ziehen, meine aussortierten Klamotten zu verkaufen, zu verschenken oder durch das Upcycling wiederzuverwenden.

 

Beiträge & Doku & Podcast Tipps:

#50 Wie können wir Textilmüll vermeiden? (Apple, Spotify) (a mindful mess, Dariadaria)

Der Altkleider-Wahnsinn: Mit Spenden Schlechtes tun (Beitrag Deutsche Welle)

Was passiert mit unseren Altkleidern? | Wegwerf-Mode

Die Altkleider Lüge! Wenn Spenden zum Geschäft werden. Die Reportage (Doku)

 

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Links & Quellen:

https://www.bvse.de

https://www.fairwertung.de

enorm-magazin.de 

https://www.bento.de

 

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