Viele von euch sind wahrscheinlich schon über meine, seit kurzem neu angelegte, Rubrik ,, Afro Minimalismus ” gestolpert. Wie erwartet sind viele Fragezeichen entstanden. Einige sind auf mich mich zugekommen und wollten wissen, was sich nun hinter dem Begriff verbirgt. Heute kläre ich auf und erkläre dir was es mit dem Begriff Afro Minimalismus auf sich hat und was ich persönlich darunter verstehe.
Minimalismus
Afro Minimalismus – der Begriff Minimalismus lässt sich wahrscheinlich für viele schnell einordnen. Ein einfacher Lebensstil in der man bewusst Raum für Dinge schafft die einem etwas bedeuten. Mehr zu dem Begriff findest du in meinem Beitrag: Bewusster Leben uns Minimalismus. Also eigentlich ganz easy. Aber warum ein Afro davor?
Wie ich in meinem Beitrag Minimalismus: Mainstream, Privilegien und Race erklärt habe, ist es mir Anfangs sehr schwergefallen mich mit dem Begriff MinimalistIn zu identifizieren. Es ist ein Privileg, die Wahl haben zu können, weniger zu besitzen und zu verzichten. Für mich als Schwarze Person ist der bewusste Verzicht von materiellem Besitztum, mit einem sinkenden Gesellschaftlichen Ansehen verbunden. Ein Ansehen der für mich, in vielerlei Hinsicht bedeutend wäre, um Anerkennung und Halt in der Gesellschaft finden zu können.
Perspektiven lösen und ändern
Mittlerweile habe ich aber folgende Beobachtung gemacht: Sowohl unsere Perspektiven, als auch unser Verständnis von Reichtum scheinen sich zu ändern. Die Minimalismus Bewegung hat einen enormen Bewusstseinswandel in unserem Konsum und sogar auch Umweltverhalten herbeigeführt, der in vielen westlichen Teilen der Erde, sichtbarer wird. Aus der Bewegung ist mittlerweile sogar ein Trend entstanden der nicht mehr zu übersehen ist. Wie nachhaltig und zweckvoll der Trend ist, lässt sich natürlich streiten.
Von dem Bewusstseinswandel fühle aber auch ich mich, als Teil der Afro Diaspora und westlichen Gesellschaft, angesprochen.
Vielen wird bewusst, das materieller Besitz alleine nicht glücklich macht und der Konsum unsere Herzen nicht langfristig mit Frieden erfüllt. Zu mindestens nicht so wie es Gesundheit, Liebe, Geborgenheit oder innerer Frieden es tun. Wer wenig besitzt muss nicht zwingendermaßen Arm sein und unter Verzicht ist nicht unbedingt Verlust zu verstehen. Im Gegenteil: Dahinter kann auch ein enormer Gewinn bestehen.
Sich für einen minimalistischen Lebensstil entscheiden zu können, bleibt ein Privileg. Dennoch sollte niemanden, der sich zu diesem Lebensstil hingezogen fühlt, daran gehindert fühlen sich von der bereichernden Philosophie dieser Lebenseinstellung inspirieren zu lassen.
Eventuell auch etwas mitzunehmen.
Afro Minimalismus
Afro Minimalismus versucht das verzerrte Bild einer überwiegend weißen Nische zu brechen und ein Space für PoC und BIPoC zu schaffen, worin ein Austausch ermöglicht werden kann.
Der Begriff Afro Minimalismus bedeutet also nichts anderes als Minimalismus auch, nur das hier ganz bewusst eine weitere Zielgruppe angesprochen wird. Es geht darum einen Austausch in einer Nische zu fördern, die noch immer sehr eintönig repräsentiert wird, um wieder mehr Purpose in eine Bewegung herbeizubringen die immer mehr dem Mainstream verfällt.
Vorreiterin und Gründerin der Seite theafrominimalist.com Christine Platt beschreibt Afro Minimalismus so:
“Bright colors. Playful textures. My home is a reflection of my ancestry and culture. Minimalism infused with the beauty and rich history of the African diaspora. And so, I like to call my style ‘Afrominimalism.’” — Christine
,,Helle Farben. Verspielte Texturen. Mein Zuhause ist ein Spiegelbild meiner Herkunft und Kultur. Minimalismus geprägt von der Schönheit und reichen Geschichte der afrikanischen Diaspora. Deshalb nenne ich meinen Stil gerne “Afrominimalismus.” — Christine
Black Minimalism Anlehnung an Afro Minimalism
Minimalismus Expertin Yolanda V Acree yolandavacree.com
setzt den Grundgedanken der Schwarzen Minimalismus Bewegung folgender Maßen fort: ,,(..) Black Minimalists values are authenticity, community, creativity, determination, and freedom. Which are all of the things that are reemerging in the black community.”
,, Die Werte der Black Minimalists sind Authentizität, Gemeinschaft, Kreativität, Entschlossenheit und Freiheit. Alles Dinge, die erneut in der schwarzen Gemeinschaft auftauchen.”
Sehr inspirierend finde ich auch Beschreibung von Nneka im PacificStandard Magazine. Sie glaubt das Schwarze Menschen ein besonderes Verhältnis zur Minimalismus Bewegung haben und sagt:
“ownership of things is so heavily tied to class and worth” in the community; minimalism has helped her to redefine and reposition the value of stuff in her life. “I’d like for more of us to get to a place where we don’t allow the pursuit of capitalism to wholly define us and seek validation, worth, and value from other healthier sources: emotional well-being, reciprocal, nourishing relationships, a strong sense of self-love,”
,, In der Community ist der Besitz von Dingen so stark an Klasse und Werten gebunden – Minimalismus hat ihr in ihrem Leben geholfen, den Wert von Gegenständen neu zu definieren und zu positionieren.” Ich möchte, dass mehr von uns an einen Ort gelangen, in dem wir dem Streben nach Kapitalismus nicht erlauben, uns vollständig zu definieren und zu bestätigen. Stattdessen sollten wir unsere Selbstwert aus anderen gesünderen Quellen entnehmen. Zum Beispiel: Emotionales Wohlbefinden, wechselseitige, nährende Beziehungen und ein starkes Gefühl der Selbstliebe.
Word.
Ich habe für mich verstanden, dass es als Schwarze Person auch darum geht, die Vorteile eines minimalistischen Lebensstils hervorzuheben und auszuleben. Vorteile von denen alle, unabhängig unserer Herkunft und Hautfarbe, profitieren können und wiederum einen positiven Beitrag in der eigenen Community leisten können. Finanzielle Frieden, mehr Zeit, Lebensqualität, Wohlbefinden etc.
Autonomität
Minimalismus hat für mich als Schwarze Frau vor allem die Bedeutung, mich von äußerer Anerkennung – die mit materiellen Besitztum einhergeht, zu lösen. Autonom zu leben und wieder zu lernen meinen Selbstwert nicht mehr vom Besitz abhängig zu machen. Sondern eher – wie Nenneka beschrieben hat – von meinen eigenen Werten, mein Wohlbefinden, gesunde Beziehungen und starker Selbstliebe.
Our liberation as individuals and communities is at stake. This is a call to create, build, and uplift our people in a way that disengages us from the norms of oppression. It reaffirms and celebrates the fact that we are enough and that we already have everything we need to free ourselves.
What is Black Minimalism – Yolanda V Acree
Ich muss nicht mehr ausserhalb suchen, denn ich bin und habe genug. Dafür bin ich Dankbar. Minmalistisch Leben ist für mich ein Weg bewusster, nachhaltiger und somit auch unabhängiger zu leben. Minimalismus bedeutet für mich auch Self Care zugleich.
Ergänzung statt Ausgrenzung
Afro Minimalismus soll im keinstem Fall ausgrenzen. Sondern eher ergänzen. Der Begriff sorgt für mehr Vielfalt in der Bewegung und schafft speziellen Raum für Themen die zum Beispiel Menschen aus der afrikanischen Diaspora interessieren. Ein für mich wichtiges Thema wäre zum Beispiel das Thema protective Hair Styles.
Vielfalt
Ich bin Schwarz und ich wünsche mir mehr Vielfalt in Nischen Themen. Ob Nachhaltigkeit, Wellness oder eben Minimalismus. Das Bewusstsein für einen umweltschonenderen Lebensstil und bewussten Konsum wächst immer weiter an. Jedem sollte der Zugang zu diesem Wissen ermöglicht werden.
Deswegen heisst meine Rubrik Afro Minimalismus. Denn ich schreibe über meine Minimalismus Erfahrungen aus einer Afro diasporischen Sichtweise. Mit dieser Perspektive möchte ich mehr Vielfalt in die Nische bringen und Menschen jeglicher Herkunft, für ein Lebensstil inspirieren der nicht ohne Grund den Geist der Zeit entspricht.
Zitat
,,(…) I want for black people who want to live simply to know there is a community of people who understand where they are coming from and can offer insight. For these reasons, Black Minimalists will be expanding into an entity of its own in the near future.”
Yolanda V Acres What is Black Minimalism
Liebe Bathy,
danke für deine Erklärungen und Hintergründe, dabei habe ich wieder was gelernt!
Liebe Grüße!
Hey Vanessa, freut mich, dass ich dir etwas neues vermitteln konnte!
🙂 Ganz Liebe Grüße zurück!